Die Glaubensmetropole des Abendlandes
Erst dem Papsttum, das sich seit dem 5. Jahrhundert langsam um einen Würdenträger, den Pontifex Maximum, kristallisierte, gelang es der Stadt Rom wieder kulturelles Ansehen und weltpolitische Macht zu verleihen. So bildete nicht nur die schon im 4. Jahrhundert errichteten vier Patriarchalbasiliken Sankt Paul vor den Mauern, sondern auch der Lateran-Kirche, Santa Maria Maggiore-Kirche aus dem 5. Jahrhundert und dem in der Renaissance vollständig ausgebauten Petersdom bedeutende Anziehungspunkt der Christenheit. In der Folge nahm Rom dieselbe Bedeutung ein, wie die bis dahin wichtigsten Pilgerziele: Jerusalem und Santiago de Compostela. Dabei bildete das politische Zentrum des Papsttums der Kirchenstaat, welcher 756 durch Pippin an den Bischof geschenkt wurde und der zwar bis 1870 bestand, jedoch erst mit den Lateranverträgen 1929 als autonomer Staat inmitten Italiens politische Anerkennung erhielt. Seit diesem Jahr bezeichnet sich der Kirchenstaat als Vatikanstadt, die lediglich 0,44 Quadratkilometer und 930 Einwohner umfasst.
Risorgimento als Zeit der Staatsbildung Italiens
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Ab dem Wiener Kongress 1815 griff auch auf der Apennin-Halbinsel der Gedanke eines Gesamtstaates aller Fürsten- und Herzogtümer um sich. Der neue Nationalstaat sollte unabhängig und als konstitutionelle Monarchie beschaffen sein. Dabei sollte das einigende Element u. a. der gemeinsame katholische Glaube sein. Mit den europaweiten Revolutionen von 1848/49 gewann auch in Italien die Unabhängigkeitsbewegung von Österreich sowie die Einigungsbestrebung der Fürstentümer Oberhand, sodass die Zeit bis zum Risorgimento, der Einigung Italiens, 1870 zahlreiche Konflikte mit dem Ausland, italienischen Stadtrepubliken, dem Kirchenstaat sowie einzelnen Lokalherrschern die Staatenbildung begleiteten. Als am 19. Juli 1870 schließlich der Kirchenstaat in Rom eingenommen werden konnte, rief Italien Viktor Emanuell II. zum ersten König von ganz Italien aus. Ihm und der Zeit des Risorgimento zu Ehren wurde in Rom das monumentale Denkmal Vittoriano errichtet.
Rom wird wieder Hauptstadt
Obwohl zunächst Turin und Florenz die Rolle der italienischen Hauptstadt zukommen sollte, sorgte die Landflucht in die Industriegebiete der großen Städte insbesondere in Rom dafür, dass die Stadt erstmals seit dem Bau der Aurelianischen Mauer in der Spätantike wieder über ihre Grenzen hinauswuchs. Nach dem 1. Weltkrieg gelang es dem faschistischen Regime um Benito Mussolini die Lateranverträge zu vereinbaren und damit auch den Konflikt zwischen Staat und Kirche 1929 endgültig beizulegen. Infolgedessen wurde nicht nur der autonome Kirchenstaat Vatikan gegründet, sondern auch das neue Stadtquartier Roms, das E.U.R. (Esposizione Universale di Roma). Den Anspruch, das neue politische Machtzentrum Italiens zu sein, untermauerte Rom schließlich 1944, als Rom zur `offenen Stadt´ erklärt und damit nicht bombardiert wurde. Als 1946 schließlich der italienische König das Land verließ und sich ins Exil begab, war der Weg für Rom frei Hauptstadt der neuen italienischen Republik zu werden.
» Das historische Rom in der Antike